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Panzerkampfwagen IV Ausf. J
- Tamiya (1/35) -

(LLM) - Der Panzerkampfwagen IV war während der Dauer des Zweiten Weltkrieges quasi der Standardpanzerkampfwagen der deutschen Wehrmacht und somit in allen Operationen und an allen Kriegsschauplätzen zu finden. Mehr als ein Drittel der deutschen Panzerproduktion dürften somit auf diesen Panzer entfallen sein, was ihn damit letztendlich zum „Arbeitspferd“ der deutschen Panzerwaffe machte. Es wäre folglich müßig, erneut und ausführlich über die Entwicklungsgeschichte mit allen Abwandlungen und Abarten in diesem Modellbauartikel zu berichten. Daher konzentriere ich mich kurz auf die kennzeichnenden Anteile der letzten Ausführung J.

In seinen wesentlichen Teilen war und blieb die Ausführung J weiterhin dem Grundentwurf treu. Aus Einsparungsgründen von Werkstoffen, aus Gründen der Herstellungsvereinfachung und aus den Erfahrungen der Panzertruppe wurde u.a. das elektrische Turmschwenkwerk zugunsten eines die Reichweite erhöhenden zusätzlichen Treibstofftanks ersetzt. Kennzeichnendes und auffallendes Element ist das Fehlen des Aggregats und insbesondere des gesonderten Schalldämpfers am Fahrzeugheck. Daneben erfolgten Veränderungen des normalen Schalldämpfers gegen jene mit Flammentöter-Anordnung.  So entfielen ebenso  die Seh- und die MP-Klappen im Turmdeckel, die Sehschlitze und die Pistolenöffnungen in den seitlichen Turmeinstiegsluken. Stattdessen erhielt das Turmdach neben einer verbesserten Ventilator-Abdeckung noch den Einbau einer Nahverteidigungswaffe. Das bei den deutschen Panzern allzu häufig Schäden hervorrufende Seitenvorgelege wurde verstärkt, die Abschleppkupplungen vereinfacht und zum Dezember 1944 die Zahl der Stützrollen pro Seite um eine auf drei verringert. Zusätzlich wurden die Firmen ab September 1944 angewiesen kein Zimmerit mehr aufzutragen. Darüber hinaus erhielten ab dem gleichen Monat die Panzer IV zur Gewichtsersparnis, zur besseren Tarnmöglichkeit Drahtgeflechtschürzen (sogen. Thoma-Schürzen) und welche, die den Raum zwischen Panzeraufbau und Aufhängeschiene abdeckten.

Wer aber annimmt, es gäbe klare Trennungen zwischen den Ausführungen, der irrt. Der Übergang war fließend, nicht alle vorstehenden Veränderungen lassen sich an einem Panzer IV der Ausf. J – mit Ausnahme des Wegfalls des gesonderten Turmschwenkwerks und des dazu gehörenden Schalldämpfers – vorweisen. Ebenso verhält es sich mit dem Modell des Panzer IV, Ausf. J, von Tamiya, denn schließlich wurden zwischen Februar 1944 und April 1945 noch 3.150 Panzer IV der Ausf. J produziert, der Großteil hiervon im Nibelungen-Werk.

Wie in diesem Maßstab mittlerweile bei Tamiya üblich besteht die Unterwanne aus einem  Die- Cast-Metallguss mit den Ansätzen für je Seite vier Stahl-Stützrollen. Alle anderen Teile sind in der bekannt guten und überaus paßgenauen Fertigung dieses Herstellers ausgeführt. Da das Modell mit den fest verbundenen Schürzen für den Turm und lediglich mit den Aufhängeschienen für die Seitenschürzen versehen ist, die Seitenschürzen nach vorgegebenen 1:1 Plan aus 0,3 mm Plastik selbst zufertigen wären, und mir dieses letztendlich zu grobschlächtig am Modell aussehen würde, suchte ich nach einer Alternative aus dem Zubehörangebot für Schürzen. Aeromodell / Eduard offeriert Turm- und Seitenschürzen in einem Gebinde an. Obwohl diese mit Zimmerit versehen sind, bieten diese die kostengünstigste Alternative an. Der Zimmeritbewurf wird durch eine faltbare gesonderte Ätzplatte dargestellt, die sich von den jeweiligen Schürzensegmenten ohne weiteres entfernen lässt. Beließe man den Zimmeritbewurf müsste man quasi den Panzer IV der Ausf. H darstellen, wie er bei Krupp im September 1943 zur Erprobung des Zimmerit-Schutzanstriches verwendet wurde und man müsste ein weiteres Ätzteilset des gleichen Herstellers erwerben, wollte man den Zimmeritanstrich nicht selbst aufbringen. Dessen andere Angebote sind neben einer Vielzahl von Ätzteilen in getrennten Artikeln entweder mit den Turm- oder Seitenschürzen versehen. Daneben gibt es noch ein Angebot mit Drahtgeflechtschürzen.  Eine erste, aber nicht wesentliche  Entscheidung fällt mit der Auswahl des Leitradtyps in der ersten Baustufe, entweder in der aus zusammengeschweißten Rohrteilen gefertigten Variante oder aus gegossenem Mittelstück mit gebogenen Rändern. Bei der erstgenannte Version handelt es sich um jenes seit der Ausf. F verwandte Leitrad, das letztgenannte entspräche der Abschlussausführung seit der Ausf. H (Mittelproduktion). Meine Wahl fiel auf die spätere also die ab der Ausf. H verwandte Form. Da dieses Tamiya-Modell noch über die alte Abschleppmöglichkeiten mit Anhängegabeln und Bolzen verfügt, bringt man diese entgegen der Bauanleitung jedoch erst nach der Bugplatte an, gleiches gilt aus Stabilitätsgründen auch für die Heckpartie des Panzer IV. Bei der Turmmontage nahm ich mir die dem Bausatz eigene Geschützgestaltung vor und berechnete nach. Zu meinem größten Erstaunen hat uns Tamiya hier wohl statt der 7,5cm KwK 40 L/48 eine KwK 40 L/43 „untergeschoben“? Auch beim 1:35er Modell sieht’s nahezu so aus. Wohl dem, wenn es hierfür einen qualitativ hochwertigen Ersatz gibt. Schatton Modellbau bietet ein aus Messing gefertigtes Geschützrohr mit bereits angebrachter, ausgefräster Mündungsbremse an, das bei der Integration am Modell zur Entfernung des äußeren Rohrmantels an der Geschützblende zwang. Außerdem wurde ein Gegengewicht im Turm nötig, um das Geschützrohr bei beweglicher Montage ausbalancieren zu können. Zudem hat man die Walzenblende und die Turmfront sorgfältig zu verkleben, um ein Ablösen von den Klebestellen auszuschließen. Auf das Ersatzkettensegment D5 ist zu verzichten, da die nötigen Halterungen nicht vorhanden sind, es sei denn man ergänzt diese scratch oder durch Ätzteile.

Die Halterungen für die Aufhängeschienen der Seitenschürzen werden zwar nach der übersichtlichen Bauanleitung zurechtgefaltet und gebogen, bedürfen aber eines Ausrichtens unter Zuhilfenahme der fertig gefalteten Aufhängeschienen. Insbesondere die Halterung der linken Seite (Typ B) ist hiervon betroffen. Wenn die Fleißarbeit zur Anbringung der Seitenschürzenhalterungen abgeschlossen ist, kann deren Aufhängung schrittweise von hinten nach vorn und jeweils überlappend beginnen.  Zuerst in den zentralen unteren Haken, der an den Kettenschürzen befestigt ist, einhängen und dann die beiden oberen Halterungen in die Zähne der Aufhängeschienen gleiten lassen. Das liest sich leichter als getan, denn sind die Haken und Zähne nur ein Bruchteil von Millimeter verbogen, dann klappt es nicht auf Anhieb. Meine abschließende Empfehlung, da die Schürzen gerne zu Fluchtbewegungen neigen, diese mit einem Tröpfchen Sekundenkleber dauerhaft fixieren. An der vorderen Seitenschürze sind die kleineren Endplatten winkelgerecht zurechtzubiegen und müssen angeklebt werden. Für die Montage der Seitenschürzen am Turm hätte ich mir neben der als Ätzteil beiliegenden Montagelehre auch eine solche für den Biegeradius um den Turm mit Staukasten gewünscht. Das fehlt nämlich und macht sich nachhaltig bemerkbar – leider nicht zum Besseren. Als Biegehilfe benutzte ich das Tamiya-Bauteil und versuchte die noch nicht miteinander verklebten Ätzteile Nr.29 bzw. 30 anhand der Innenseite in Form zu biegen. Das klappte nach meinem ersten Empfinden auch recht leidlich. Weit gefehlt ! Zum guten Schluss war der Biegeradius doch zu groß ausgefallen, weshalb die Seitentüren zuviel Spiel hatten und sich damit also eine Lücke von mindestens 2mm auftat, die es zu verschließen galt. Mit Türverlängerung und einem breiteren, äußeren Überwurf war dieses Missgeschick zu kaschieren. So wie mir anfänglich die Original-Bauteile von Tamiya zu grob erschienen, ebenso druckempfindlich sensibel sind die Halterungen am Turm. Eh’ man sich versieht, sind diese verbogen … und nichts ist schlimmer, als diese dann wieder in die rechte Form zu bringen ohne dass sich die Klebestellen lösen. Die Scharniere für die Seitenluken habe ich nur an der Außenseite anbringen können. An der Innenseite wollte es mir nicht gelingen, was ich durchaus aufs Alter und die Sehkraft der Augen zurückführe, denn sonst wäre es eine schlichte Zumutung.

Die Farbgebung erfolgte in der Grundfarbe Dunkelgelb (Vallejo No. 025) mit auflockernden Streifen in Rotbraun (Vallejo No. 041) und Olivgrün (Vallejo No. 011). Mit einer Mischung aus Farbpigmenten der Fabr. MIG (No. P023 „Black Smoke“ und P025 „Standard Rust“) sowie Schmincke Pastellkreide  (neutralgrau) wurde die für Plastizität sorgende Schattenwirkung dezent aufgebracht und anschließend mit Weißanteilen versetzter Grundfarbe (Humbrol No. 83) und geringen Metallfarbanteilen (Humbrol Metal Cote - eisenfarbig) an wenigen Stellen aufgehellt. Die Kennungen könnten einem Fahrzeug der 12.SSPzDiv „HJ“ entstammen. Nach Bauanleitung ließen sich zwei Panzer IV unbekannter Einheiten der Westfront 1944 und vermutlich einer der Ostfront darstellen. Taktische als auch Verbandsabzeichen fehlen leider.

Alles in allem ist Tamiya mit diesem Panzer IV der Ausf. J wiederum ein ausgezeichnetes Modell gelungen.

Quellen:

Achtung Panzer – No. 3 – Panzerkampfwagen IV ( Hrsg. Dai Nippon kaiga, 1993

Begleitwagen Panzerkampfwagen IV – Neuer Band 5 der Serie Militärfahrzeuge, Motorbuch Verlag, 1998

Der Panzerkampfwagen IV und seine Abarten – Band 5 der reihe Militärfahrzeuge, Motorbuch Verlag, 1988

Die deutschen Kampfwagenkanonen 1935 – 1945, Podzun-Pallas-Verlag, 1996

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