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Kampfpanzer 70 (Bw/US)
- Die deutsch-amerikanische Vision eines Super-Panzers-

(schu) - Mitte der sechziger Jahre war die Panzertruppe der Bundeswehr vorwiegend mit Kampfpanzern des Typs M48 ausgerüstet. Der neue Kampfpanzer Standard (Leopard 1) befand sich in der Produktion. Obwohl die Auslieferung noch nicht begonnen hatte, verabredeten der deutsche und der amerikanische Verteidigungsminister die gemeinsame Entwicklung eines Kampfpanzers, der in den siebziger Jahren die bis dahin überjährigen deutschen M48 und die M60 des US Heeres ablösen sollte. Die Idee, die dahinter stand, war, gleichzeitig jeweils zwei verschiedene Panzer-Generationen in den Arsenalen zu haben, wobei die neuesten Fahrzeuge die ältesten ersetzen würden. Technisch sollte der KPz 70 bzw. MBT 70 alles bislang da gewesene übertreffen. Die Hauptwaffe würde in der Lage sein müssen, sowohl Patronenmunition als auch Lenkflugkörper verschießen zu können. Als Sekundärbewaffnung sahen die Vorstellungen eine Bordmaschinenkanone 20mm sowie ein MG vor. Zum Schutz der dreiköpfigen Besatzung, die vollzählig im Turm sitzen sollte, war eine Schottpanzerung sowie ein ABC-Vollschutz vorgesehen. Und natürlich müsste das Fahrzeug nicht nur nachtkampffähig, sondern Dank eines Hochleistungstriebwerks sowie eines hydropneumatischen Fahrwerks auch hoch beweglich sein.

Prototyp KPz 70 mit Daimler-Benz-Motor bei der Erprobung
(Foto: Jahrbuch des Heeres 2, 1969)

In den USA erhielt die Fa. Allsion, eine General Motors Tochter, und in Deutschland ein Konsortium aus den Rheinischen Stahlwerken, Krauss–Maffei, Keller & Knappisch sowie Atlas MaK den Entwicklungsauftrag für den neuen 50t schweren Super-Panzer. Von 34 Baugruppen wurden 10 bilateral, 6 von US- und 18 von deutschen Firmen entwickelt. Tatsächlich konnten im Oktober 1967 gleichzeitig in Deutschland und den USA je sieben Prototypen der Fachöffentlichkeit vorgestellt werden. Sie waren 9,10 m lang, 3,51 m breit und zwischen 1,99 und 2,59 m hoch. Das hydropneumatische Laufwerk hatte 6 Laufrollen und 3 Stützrollen. Die Wanne war sehr flach gehalten. Der Fahrer saß in einer Gegendreh-Kuppel vorne links im Turm, dahinter der Richtschütze. Der Kommandantenplatz befand sich links in einem kleinen Drehturm für die Bordmaschinenkanone.

Flache Wanne mit großräumigem Turm. Prototyp mit MTU-Turbine.

Bei abgesenktem Fahrwerk war der KPz knapp 2 m hoch. Der spätere deutsche Prototyp besaß eine
120 mm Kanone mit Rauchabsauger und seitliche Lüftungsgitter am Heck.

KPz 70 in der WTS Koblenz
(Foto: Andreas Richter)

Den 1.500 PS Motor entwickelte man, ebenso wie die Federung, parallel. Die US-Prototypen waren mit einem luftgekühlten V-12 Diesel von Continental ausgerüstet, während die deutschen Fahrzeuge zunächst einen ähnliches Daimler-Benz Modell, später aber einen MTU-Antrieb erhielten. Meinungsverschiedenheiten gab es auch bezüglich der Hauptwaffe. Der MBT 70 hatte daher eine eine selbstladende 152mm Kombinationswaffe XM-150 (Kanone/Raketenwerfer) und der KPz 70 eine 120 mm Kanone von Rheinmetall.

MBT 70 - US-Prototyp aus Ft. Knox
(Foto: N.N./Internet)

Das Heck des US-Prototyps aus Ft. Knox
(Foto: N.N./Internet)

Eine der Varianten des MBT 70 mit Kombinationswaffe XM150 ohne Rauchabsauger und abweichendem Heck
(Foto: Armorfoto, 2002)

Das Motordeck des oben abgebildeten MBT 70 (Standort: Aberdeen Proving Ground)
(Foto: Armorfoto, 2002)

Doch die Fachwelt reagierte zwiegespalten. Einerseits beeindruckte die technische Leistungsfähigkeit, andererseits rief die hochkomplizierte Technik Zweifel an der Einsatztauglichkeit hervor. Der deutsche Panzerexperte von Senger und Etterlin bemerkte deshalb: "Es ist nicht anzunehmen, dass der Truppenversuch die Entwicklung ... serienreif abschließen wird". Nach umfangreichen Tests und vor dem Hintergrund der zu erwartenden Stückkosten von rund 2,3 Mill. DM bekamen offenbar nicht nur die Beschaffungsplaner sondern auch die Haushälter kalte Füße; so dass beide Regierungen den Beschluss zu Einstellung der weiteren Entwicklungen fassten. Das Bundesverteidigungsministerium beauftragte daraufhin 1970 die Krauss-Maffei AG mit der Entwicklung des Kampfpanzers Leopard 2 im nationalen Alleingang. Die USA führten die Entwicklung ihres MBT 70 zunächst unter erheblichen Einschränkungen weiter, doch 1971 zog der Kongress auch unter das Vorhaben XM803 einen Schlussstrich und machte den Weg zur Entwicklung des XM1 bzw. des späteren M1 Abrams frei. Dem KPz 70 bzw. dem MBT 70 blieb somit nur der Weg in die Museen. Zwei deutsche Prototypen kamen ins Panzermuseum Munster und in die Wehrtechnische Studiensammlung (WTS) in Koblenz. Amerikanische Varianten stehen in Fort Knox, im Aberdeen Proving Ground und im Southern New England Military Museum.

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