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Bekleidungssystem 90 (Bw)

(schu) - Die Wurzeln des Bekleidungssystems, das zur Zeit bei der Bundeswehr eingeführt ist, gehen auf die Zeiten des kalten Krieges zurück. Damals galt es, dem Soldaten eine Körperbekleidung zur Verfügung zu stellen, die ihn in die Lage versetzt, seinen Auftrag unter den geographischen und klimatischen Bedingungen Mitteleuropas zu erfüllen. Ab der zweiten Hälfte der siebziger Jahre führte die Bundeswehr eine Reihe von Truppenversuchen durch, die den Zweck hatten, ein mehrfahriges Tarnmuster zu erproben. Getestet wurden fünf verschiedene Muster. Eine Blattmuster, eine impressionistisch wirkende Punktetarnung, eine Schatten-Flecktarnmuster sowie eine große und eine kleine Flecktarn-Variante. Zur Einführung kam 1985 schließlich das von schwarzen, dunkelgrünen, graugrünen und rostbrauen Flecken und Punkten auf hellgrünem Grund erzeugte Tarnmuster. Der durch die Punkte und Flecken hervorgerufene Rastereffekt soll die Grenzen zwischen den einzelnen Farben verschwimmen lassen und dadurch die Tarnwirkung hervorrufen.

Die eingeführten Wald- und Steppenmuster
 

Das Bekleidungssystem 90 bestand und besteht in wesentlichen Teilen aus:

  • Als unterste Schicht wird die einfarbige Unterwäsche aus Baumwolle getragen

  • Der Feldanzug ist aus einem leichten und strapazierfähigen Baumwoll-Polyester-Mischgewebe hergestellt, das fünffarbig bedruckt ist und wasserabweisende Eigenschaften besitzt. Er besteht aus der Feldbluse, der Feldhose und der Feldjacke. Für Panzerbesatzungen steht alternativ die Panzerkombination Tarndruck zur Verfügung, die bedarfsweise mit der Unterziehkombination, flammhemmend ergänzt werden kann.

  • Der strapazierfähige, winddichte und atmungsaktive Kälteschutzanzug mit einer Unziehjacke und -hose aus dreilagigem Steppfutter kann bei Bedarf unter dem Feldanzug getragen werden.

  • Bei Bedarf kann über dem Feldanzug die Nässeschutzkleidung aus Nässeschutzjacke und -hose getragen werden. Die Kleidung ist aus einem dreilagen Laminat gefertigt und daher wasser- und winddicht, aber trotzdem armungsaktiv. Als ABC- und Nässeschutz steht ferner der gummierte Feldponcho zur Verfügung, der sich auch als Zeltplane einsetzen lässt

  • Der Kampfschuh geht auf eine Eigenentwicklung der Bundeswehr aus dem Jahr 1971 zurück. Es ist als "Ganzjahresschuh" für den Klimabereich D (Mitteleuropa) ausgelegt. Bei der Gebirgstruppe dient ein leichter Bergschuh als Kampfschuh.

  • Zum Schutz der Hände vor Kälte, Hitze und meachnischer Beanspruchung ist jeder Soldat mit Kampfhandschuhen ausgestattet. Soldaten ausgewählter Truppengattungen stehten darüber hinaus Dreifinger-Stulpenhandschuhe bzw. gefütterte Kampfhandschuhe zur Verfügung.

Eingeführte Feldbekleidung Flecktarn für mitteleuropäische Landschaften (li.) und Schneetarnanzug für Spezialtruppen (re.)
(Fotos: Clemens Niesner)

Der erste größere Out-of-Area-Einsatz der Bundeswehr im ostafrikanischen Somalia (UNSOSOM) machte deutlich, dass die vorhandene Ausrüstung für trocken-heiße oder auch trocken-feuchte Klimabereiche nicht geeignet ist. Während des laufenden Einsatzes begann daher die Entwicklung einer kompletten Feldbekleidung Tropen. Dabei wurde deutlich, dass dem "Zwiebelschalen-Ansatz" enge Grenzen gesetzt sind und andere Stoffqualitäten als auch zusätzliche Kleidungsstücke notwendig sein würden. Weiterhin wurde klar, dass die Betrachtung der Bekleidung unter dem Gesichtspunkt kompletter Anzüge in die Irre führt. Deshalb orientiert man sich bei der Weiterentwicklung des Bekleidungssystems an den Körperteilen und -bereichen Kopf, Rumpf, Hände und Füße sowie den Klimabereichen heiß-trocken, heiß-feucht, gemäßigt (Deutschland) und extrem kalt (Sonderbekleidung für DSO), so dass heute die vier hier gezeigten Feldbekleidungen zur Verfügung stehen.

Flecktarnkleidung für Wüsten- (li.) und Steppenlandschaften (re.) wie sie aktuell in Einsatzländern genutzt wird
(Fotos: Clemens Niesner)

Die Weiterentwicklung der Bekleidung liegt in den Händen von Heeresamt, Logistikamt der Bundeswehr, Bundesamt für Wehrverwaltung und der LH-Dienstbekleidungsgesellschaft. Funktionsunterwäsche, leichte, klein verpackbare Kälte- und Nässeschutzmodule, neue, wasserdichte und wasserdampfdurchlässige Kampfschuhe mit optimierten Trageeigenschaften, moderne Stoffe für die Kampfbekleidung sowie Fleece-Stoffe anstatt kratzfreudiger Wolle sind einige Beispiele dafür, in welche Richtung die Entwicklung gehen wird. Vieles spricht zudem für die Diversifizierung der Bekleidung in eine Ausbildungs-/Einsatzkleidung, die den Erfordernissen des Friedensbetriebs gerecht wird, und eine Kampfbekleidung, die modular an den Einsatzerfordernissen ausgerichtet wird und unter Umständen sehr spezielle Kriterien erfüllen muss (vgl. z.B. Spezialanzug Scharfschütze).

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