APC Saxon AT 105 (UK)

(schu) - Nachdem sich die britischen Streitkräfte Ende der sechziger Jahre von ihren Transportpanzern FV 1600 Humber Pig trennten, suchten sie ein Nachfolgemodell, das als gepanzerter Transport-Lkw für infanteristische Verstärkungskräfte dienen konnte. Zwar hatte GKN Sankey bereits 1972 mit dem AT 104 ein potentielles Nachfolgemodell präsentiert, doch die Entscheidung des britischen Heeres blieb zunächst aus. Dennoch entwickelte GKN seinen Panzerwagen, der ganz wesentlich auf handelsüblichen Baugruppen aufbaute, weiter. Mit nochmals verstärkter Panzerung und unter der Bezeichnung AT 105 ging das Fahrzeug schließlich 1976 in die Serienfertigung. Abnehmer waren zunächst jedoch nicht die heimischen Streitkräfte, sondern ausländische Armeen und Sicherheitsdienste. Das britische Verteidigungsministerium entschied sich erst 1983 für die Beschaffung des "battlefield taxi".

Frühe Ausführung des Mannschaftstransportwagens Saxon
(Foto: UK Ministry of Defence)

Saxon der KB-Serie bei den Gurkhas
(Foto: UK Ministry of Defence)

Späte Ausführung des Saxon mit verstärkten Seitenblechen an den hinteren Schmutzfängern
und verbesserten Kranösen auf dem Dach
(Foto: Sammlung Arnd Baumgardt)

Die späte Ausführung ist auch an der Buchstabenkombination KC auf der Zulassungsnummer erkennbar
(Foto: Sammlung Arnd Baumgardt)

Die 655 beschafften AT 105 kam fast alle zu den im Vereinigten Königreich stationierten Verstärkungskräften der BAOR (British Army of the Rhine). Den mechanisierten Infanteriebataillonen sollte das bis zu 96 km/h schnelle und nicht nur gelände- sondern auch autobahntaugliche Radfahrzeug den schnellen Landmarsch von den belgischen oder niederländischen Fährhäfen zu den deutschen Einsatzräumen ermöglichen. Bei den beschafften Saxons handelte es sich überwiegend um mit dem 7,62 mm MG ausgerüstete Mannschaftstransportwagen sowie in geringerer Stückzahl um Bergefahrzeuge (AT 105 ARV). Die zu erst gelieferten Mannschaftstransportwagen - sie tragen auf dem Nummernschild die Buchstabenkombination KB - hatten eine von den späteren Serienfahrzeugen abweichende Gestaltung der Kranösen und der Dachöffnungen. Außerdem wiesen sie noch nicht die Verstärkungskreuze auf den hinteren Schmutzfänger auf.

Section Vehicle der Saxon-Familie im Irak-Einsatz
(Foto: UK Ministry of Defence)

Das REME-Bergefahrzeug ist mit einer 5t-Winde ausgerüstet, deren Seilzug sich sowohl front- als auch heckseitig einsetzen lässt. Äußerlich erkennbar ist das Fahrzeugmuster an den an den äußeren Seitenwänden befestigten Werkzeugen und Reservekanistern sowie der reduzierten Zahl von Staukästen. Der vierköpfigen Besatzung stehen im Innenraum Ersatzteile, Werkzeuge und eine Werkbank zur Verfügung.

REME-Ausführung des Saxon
(Foto: UK Ministry of Defence)

Die Funk- und Führungsfahrzeuge des Saxon verfügen über zusätzliche Funkausstattungen, Kartenwände und Arbeitstische. Die Funkausstattungen variieren je nach dem, ob sie als "command post" auf Zug-, Kompanie-, Bataillons- oder Brigadeebene eingesetzt sind. Die Zugführerfahrzeuge haben zwei sowie die Kompanie- und Bataillons- / Brigadegefechtsstandfahrzeuge drei Dachantennen. Die Bataillons-/Brigadegefechtsstandfahrzeuge verfügen zusätzlich über einen acht Meter hohen Funkmast. Die rund 20 Fahrzeuge, die als "Rapier Battery Command" ausgerüstet sind, ähneln den Zugführerfahrzeugen (zwei Dachantennen), haben aber hinter dem rechten Schmutzfänger Anschlüsse für ein externes Stromerzeugungsaggregat, das zur Versorgung der zusätzlichen Computeranlagen notwendig ist. Zur Ausrüstung der Gefechtsstandfahrzeuge gehören sogenannte "penthouses" (Heckanbauzelte), die auf dem Dachstaukorb mitgeführt werden.

Saxon als Gefechtsstandfahrzeug einer Rapier-Einheit
(Foto: Peter Hartmann)

1993 beschafften die Landstreitkräfte der britischen Armee zwei weitere Saxon-Varianten. Sie waren speziell für Sicherheitsaufgaben in Nordirland vorgesehen und als Mannschaftstransportwagen sowie als Sanitätsfahrzeug konfiguriert. Die rund 137 beschafften Saxon Patrol haben im Gegensatz zu den ursprünglichen Versionen keinen Bedford 6-Zylinder-Dieselmotor, sondern werden von Cummins BT 5.1 Motoren angetrieben.

Da die Saxon aufgrund ihrer geschweißten Panzerwanne, die am Boden V-förmig zum Abweisen von Minendetonationen ausgelegt ist, über besondere Eigenschaften im Minenschutz verfügen, liegt es nahe, dass sie auch im Zuge der friedenschaffenden und -erhaltenden Operationen auf dem Balkan zum Einsatz kommen. Die 5,17 m langen, 2,49 m breiten und erstaunliche 2,63 m hohen und bis zum Kaliber 7,62 mm beschusssicheren Fahrzeuge verfügen über eine zweiflügelige Hecktür sowie eine Seitentür. Im Innenraum der 11,6 t schweren Mannschaftstransportwagen finden neben den zweiköpfigen Besatzung (Fahrer und Kommandant) bis zu weitere Soldaten nebst Ausrüstung Platz.

 

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