105mm Feldhaubitze auf 25-Pfünder Feldkanone (BE)

(MR) - Über diese Waffe ist in der Literatur nichts zu finden, selbst Christopher Foss geht in seinen Büchern nicht auf diese interessante Haubitze ein. Die britische 25Pfünder Feldkanone wurde ab 1938 gebaut, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden etwa 12.000 Stück dieser Kanone gebaut. Die Bezeichnung 25Pfünder richtete sich traditionell nach dem ungefähren Geschossgewicht, das tatsächliche Kaliber lag bei 87,6mm. Die Waffe war äußerst erfolgreich, sehr zuverlässig, technisch problemlos und wurde von zahlreichen Staaten im oder nach dem 2.Weltkrieg verwendet. Es wurden verschiedene Ausführungen "Marks" der Lafette, der Rohrwiege und des Rohres mit Verschluss der 25Pfünder Feldkanone gebaut, die z.T. in unterschiedlichen Kombinationen miteinander verwendet wurden.

25Pfünder mit Protze und Ford F6

Generell waren bei der 25Pfünder unterschiedlicher Produktion alle Baugruppen kompatibel und damit austauschbar. Im 2.Weltkrieg kämpften belgische Einheiten auf englischer Seite. Diese Einheiten wurden in England aus evakuierten belgischen Truppen der Operation Dynamo (Dünkirchen 1940) neu aufgebaut und komplett mit englischen Waffen und Fahrzeugen ausgerüstet. Ein Teil der britischen Besatzungszone in Deutschland wurde 1946 dem neuformierten 1. Belgische Korps unterstellt, ab Mai 1955 (Gründung der deutschen Bundeswehr) wurde Belgien wie die anderen ehemaligen westlichen Besatzungsmächte NATO Vertragspartner. Mit der Gründung der NATO strebte Belgien für die leichte Feldartillerie das NATO Einheitskaliber 105mm an, die USA waren jedoch nicht in der Lage (Koreakrieg), ausreichende Stückzahlen der 105mm Feldhaubitze M101 zu liefern. Überdies hatte Belgien einen beträchtlichen Bestand an 25Pfünder Feldkanonen, so dass für diese Waffe von Cockerill in England in Zusammenarbeit mit der Fabrique Nationale Herstal SA (FN), dem wichtigsten belgischen Rüstungshersteller, Anfang der 50er Jahren ein neues Rohr im Kaliber 105mm mit neuer Mündungsbremse entwickelt wurde. 

Artilleriezugmaschine Ford F6 Produktionsausführung 1951 

Motor: Ford 6Zyl.-Benzinmotor (Reihenmotor SV mit 3,6 Liter Hubraum, Leistung 95PS)
Fahrgestell: Ford, mit Marmon-Herrington Vorderachse, Allradantrieb, mit Winde, wahlweise Front- oder Heckzug möglich 
Kabine: amerikanische Ford F6 Kabine, modifiziert
Aufbau: Ford Antwerpen 
Länge: 5800mm
Breite: 2250mm
Höhe: 2580mm
Radstand: 3400mm
Bereifung: 8.25-16

Das Rohr verfügte über ausgezeichnete ballistische Leistungen und war für die amerikanische und damit für die NATO Einheitsmunition im Kaliber 105mm ausgelegt. An der Lafette der 25Pfünder waren trotz des wesentlich größeren Kalibers von 105mm gegenüber 87,6mm keinerlei Veränderungen notwendig. Die Waffe schoss äußerst präzise, die Lafette verkraftete den größeren Rückstoß des 105mm Rohres ohne Probleme. Die modifizierte 25Pfünder Feldkanone der belgischen Armee war bis 1988 (!) im aktiven Einsatz. 

Da als Zugmittel ursprünglich entweder die kanadischen Quad FAT (Field Artillery Tractor) oder die englischen Quad FAT wie Morris Mk. III vorhanden waren, wurden diese aus Gründen der Vereinheitlichung und wegen der Rechtslenkung dieser Fahrzeuge durch eine in Belgien entwickelte Artilleriezugmaschine ersetzt. Auf dem amerikanischen Ford F6 Lkw-Fahrgestell wurde im Ford Werk Antwerpen die Artilleriezugmaschine Ford/Marmon-Herrington F6 ab 1948 in Serie gebaut. Die erste Produktionsausführung von 1948-50 ist durch die niedrige Windschutzscheibe und die fast dreieckigen Seitenfenster der Fahrertüren leicht erkennbar.Die Produktionsausführung 1951 war jedoch der Haupttyp, das Fahrzeug gab es neben der Ausführung als Artilleriezugmaschine auch als Kranwagen, Lkw und mit einigen Spezialaufbauten. Die Ford/Marmon-Herrington F6 Artilleriezugmaschine war bis 1988 als Zugmittel für die modifizierte 25Pfünder und die amerikanische 105mm Feldhaubitze M101 im Dienst und fanden dann noch ihren Weg in die eine oder andere Feuerwehr. 

Bei den belgischen Artillerie-Einheiten mit der 25Pfünder/105mm Feldhaubitze wurde grundsätzlich der britische Limber No.27 (Protze) der 25Pfünder verwendet, da auf dieser Protze bei Bedarf auch die normalerweise am Geschütz angebrachte Richtdrehscheibe der 25Pfünder mitgeführt werden konnte. Die Protze wurde bis auf die vergrößerten Innenfächer für die 105mm Munition nicht modifiziert.

Für die Modellfreaks 

Da inzwischen bekannt sein dürfte, dass mich persönlich nur solche ungewöhnlichen Dinge interessieren und der Umbau der 25Pfünder von Tamiya absolut problemlos ist, entstand bereits ein Umbaurohr für das Tamiya Modell "for private use". Das 105mm Rohr ist derzeit nicht für mein allgemeines Programm vorgesehen, kann bei Interesse jedoch sofort als Neuheit produziert werden. Wer sich dafür interessiert, kann gerne mit mir Kontakt aufnehmen.


Text und Bilder: M. Roth, mit freundlicher Genehmigung der belgischen Artillerieschule in Brasschaat, Belgien

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